Google Wave Business Application?

Zur Zeit werde ich von Kunden und Kollegen immer wieder nach der “Businesstauglichkeit” von Wave gefragt und muss, auch wenn das eine ungewohnte Situation für mich ist ;-), die Antwort zu einem großen Teil (noch) schuldig bleiben. Kurz gesagt: Ich weiß es nicht. Der aktuelle Stand von Wave regt zwar einen exorbitanten Haufen an Phantasien in mir an – doch ist, wie schon beschrieben, die Qualität des aktuellen Clients von Google nach recht – rudimentär.

Über das Warum und Wozu (siehe: Relabel, Wer frißt welchen Fisch in welcher Welle? Google Wave vs. NetDocuments, Google Wave als Raum und die Macht der Metapher in Zeiten der Restauration, Disruption und Konflikt und weitere…) ist hier schon einiges geschrieben worden und deswegen suche ich mit diesem Artikel eher einen lockereren Ansatz mit der groben Richtung: Firmen mit IT-Abteilung oder “der Enterprise Markt”…

Was soll man also dem CTO raten?
Angucken, angucken und noch mal angucken! Denn… auch wenn der Client mit einer recht gut gelernten und genauso altmodischen Metapher aufwartet, so ist das das Framework darunter Dynamit. Bei unserem Google Wave Hackathon vor einigen Wochen hier in meinem Büro haben wir in kürzester Zeit Robots und Gadgets geschrieben… Und auf der konzeptionellen Seite (gespickt mit zwei Vollblut-Interface- und Interaktionsdesignern) waren wir verwundert ob der Leichtigkeit mit der uns dieses technische Framework erlaubt, ausgeflippte, nützliche, präzise, sichere, effiziente (…) Interfaces und Prozesse zu entwerfen… und mit der gleichen Leichtigkeit war auch sichtbar, welche Leistung noch zu erbringen ist, damit der ein oder andere konkrete Prozess tatsächlich businesstauglich gemacht werden kann.

Und das ist der Punkt. Nur wenige Tools (wenn überhaupt eins) haben es mir so schnell erlaubt zu sehen, was die Todoliste ist. Zu erkennen, was sie für ein tatsächliches Potential haben und was ich noch leisten muss. Und wir haben da schon mit so einigen Tools im Themenumfeld Dokumentmanagement, Wissensmanagement, Prozessmanagement, Versionsmanagement (…) gearbeitet.

Ist Google Wave jetzt schon einsatzbereit?
Nö. Es sei denn, die Nutzer sind ausschließlich Nerds und Geeks. Das was man jetzt bekommt, nennt sich ja deswegen auch Developer Sandbox. Und man muss vor dem Einlass unterschreiben, dass man gewillt ist, mit den Haien zu schwimmen… Zudem: Die Update-Info-Mails stapeln sich in meinem Posteingang… Vor einem echten Businesseinsatz sollte man Google erstmal in Ruhe fertig werden lassen.

Oder doch? Zumindest einen ernsthaften Test sollte man sich gönnen. Allerdings mindestens auf zwei Ebenen. Natürlich muss die IT hier mal reinschnuppern und sei es nur, um zu lernen und Ideen zu sammeln. Aber der wirkliche Test sollte gezielt – und nicht von der IT-, sondern eher von der Kommunikationsabteilung einer Firma getrieben sein und sollte sich eben genau darauf beziehen. Auf die kommunikativen und kollaborativen Aspekte von Wave.

Jedoch: Vorsicht. Wer die Wavesandbox nutzt, speichert seine Daten irgendwo im Google Netzwerk. Das könnte in einigen Fällen zu datenschutzrechtlichen Bedenken führen. Bei unserem nächsten Wave Hackathon werden wir den Wave Federation Server genauer unter die Lupe nehmen… mit einem eigenen Server verschwinden höchstwahrscheinlich dann auch die Risiken hinsichtlich des Datenschutz.

Wird Google Wave erfolgreich?
Och… auch diese Frage wurde mir häufiger gestellt… Auch hier muss ich passen. Es ist noch viel zu tun, aber es könnte sein, dass Google die Löslösung von den herkömmlichen Metaphern der Desktop-Welt überspannt hat. Auch wenn ich dies generell begrüße (siehe meinen Vortrag auf dem 2. Wave Wednesday), weil wir uns damit neue Freiheiten erkaufen, bezahlen wir mit einer großen Menge an Vertrautem, was wir aufgeben müssen.

Es kann auch sein, dass der Anspruch, das ultimative Werkzeug, welches Kollaboration in beliebiger Auflösung zwischen Synchronizität und Asynchronizität erlaubt, welches nicht nur die Grenze von Raum und Zeit, sondern auch die von Sprache, Dokumenten und Versionen überwindet, welches im gleichem Atemzug ein legitimer Nachfolger von E-Mail, Chat, Forum, Blog, Versionsmanagement und Dokumentmanagement sein soll, selbst für Google zu groß ist. Selbst wenn man an einem schönen Strand in Australien sitzt.

Es kann aber auch sein, dass es einfach gut klappt 🙂
Warten wir es ab! Und wer bis dahin mit einem unserer Accounts spielen oder an unseren Erfahrungen teilhaben möchte, möge sich einfach melden!

7 thoughts on “Google Wave Business Application?”

  1. Hallo und einen schönen Gruß aus Spanien (Urlaub). Ich finde es klasse über den Blog eurer Auseinandersetzung mit Wave zu folgen – eine hochspannende Sache auch für mich, wenn auch als Anwender. Weiter so 😉

    Freue mich jedesmal über einen neuen Artikel. Viele Grüße

    1. Fein, fein. Heute über etwas gestolpert das in diesen Rahmen gehört und das ich schon lange vergessen hatte:

      http://twitter.com/rainer/status/3781913640

      – aber mir scheint das stimmt immer noch und in diesen beschleunigten Zeiten immer mehr. Wer nicht über dieses intuitive erfassen des Potentials von Technologie verfügt wird zunehmend hilfloser reagieren in den Jahren die vor uns liegen. Schätze auch auf diesem Hintergrund findet unsere Auseinandersetzung mit Wave statt.

  2. Also ich hätte da mal einen Link, nein zwei, von Jeff Jarvis’ BuzzMachine:
    1. Seine Eigenwerbung für sein supergutes Buch, dieses Jahr erschienen: What Would Google Do?
    http://www.buzzmachine.com/what-would-google-do/

    2. Zum Geschäftsmodell – er zitiert Marissa Mayer: … Google doesn’t worry about business models as it rolls out products. “We worry a lot about whether or not we have users.” That is because on the web, “money follows consumers.”
    http://www.buzzmachine.com/2009/02/01/30-days-of-wwgd-networks/

    Na denn …

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