Wave, hören Sie auf, mich zu verwirren!, oder: Well I’m Just a Simple Blogger, But…

In seinem Blogeintrag “What Works: The Web Way vs. The Wave Way” stellt Anil Dash sich und anderen die Frage, ob Google Wave nicht zu komplex sei, um sich als Mainstream-Applikation durchzusetzen — eine Frage, die bei unseren Vorbereitungen und Brainstormings für Google Wave Hackathon I und II und die ersten beiden WaveWednesdays natürlich auch aufkam, aber interessanterweise völlig anders. Während wir ein Komplexitätsproblem auf der User-Seite sehen und deshalb unseren zweiten Hackathon thematisch mit Arbeitsgruppen zum Interface gespickt haben, findet Dash die Technik hinter Google Wave zu komplex, um sich im Mainstream durchzusetzen. Seiner Ansicht nach habe Google Wave coole Features, sei aber nicht kompatibel mit “The Web Way”.

Seine Argumente in Kurzform:

  • Erfolgreiche Web-Upgrades sind inkrementell und verlangen keine radikalen Veränderungen der technischen Infrastruktur.
  • Erfolgreiche Web-Upgrades sind von der Sorte, deren Begreifen und technische Implementierung im Laufe eines Wochenendes erfolgen können.
  • Erfolgreiche Web-Upgrades müssen für Menschen auch dann einen Mehrwert haben, wenn die meisten anderen sie noch nicht implementiert haben.
  • Erfolgreiche Web-Upgrades müssen verständlich und erklärbar sein.

Als erfolgreiche Beispiele führt er RSS-Feeds und AJAX an. AJAX würde ich bezüglich der oben genannten Punkte auf Developer-Seite nicht uneingeschränkt gelten lassen, RSS-Feeds nicht auf Nutzerseite (wie lange es RSS schon gibt und wie lange ich Nicht-Geek-Bloglesern noch erklären mußte, was das ist und wie das geht, war sogar noch vor einem Jahr absolut krass.)

Im wesentlichen dokumentieren Anil Dashs Beispiele, wie schnell Anil Dash RSS (“I just spent an afternoon understanding the format”) und AJAX (“It took a little bit more time to comprehend, but not much more than an afternoon”) begriffen hat. Sein Haupteinwand gegen Google Wave:

But the fundamental Wave protocols are, I fear, a bit too complex to ever be fully and correctly implemented by anyone other than Google.

Und dann kommt eine Liste von Dingen, die begriffen werden wollen: Federation (XMPP); The robot protocol (JSONRPC); The gadget API (OpenSocial); The wave embed API (Javascript); The client-server protocol (As defined by GWT) — “That’s a lot of stuff!”

Schon recht, aber nicht alles davon ist Raketentechnik und ich finde nicht, daß die Implementierungs-Komplexität sich darin mißt, ob Anil Dash alle dazugehörigen Komponenten binnen eines Nachmittages begreifen und implementieren kann. Aber dann schweift der Artikel plötzlich ab und Dinge werden klar, denn Dash beginnt, sein Konzept von der Pushbutton-Techologie zu pushen (oder shillen).

Ich konstatiere Tunnelblick: Google Wave gesehen als eine nicht mainstream-fähige Applikation, weil sie den skriptbegabten Blogger überfordert. In einem eWEEK-Artikel “Is Google Wave Too Complex to Become a Mainstream Web Platform?”, der Anil Dashs Eintrag und einige der Kommentare paraphrasiert, schreibt Clint Boulton unter der Headline “Google Declines to Rise to the Wave Bait”:

eWEEK brought the post to Google’s attention Aug.10, looking for comment from Wave creators Lars Rasmussen and Jens Rasmussen, who built the platform in secret in their home country of Australia before unveiling it to a room filled with applause at Google I/O in May. However, Google declined to challenge Dash’s points.

Die Rhetorik dieses Absatzes bedarf ebenso wenig einer Kommentierung, wie das Ignorieren dieser Frage seitens Lars und Jens Rasmussen einer Erklärung bedarf.

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