Session 7: Epiphifzen und digitale Schwerkraft

Können die gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen des technologischen Fortschritts so hochfrequent sein, dass die Dauer einer Legislaturperiode nach unten korrigiert werden muss? Ist ein Mandat an die verfügbaren und kommunizierten Mittel des Mandatierungszeitpunktes gebunden?

Nachdem Siggi seiner Aufregung über Rorty Luft gemacht hat, kommen wir auf den obigen Trichter (siehe zu dem Trichter auch bei Siggi: “Maßstab“) nach dem Durchkämmen des Thrashold ;-), den Facebook mit seinem globalen iLike-IT Button in die Welt kippt. Differenzierung und Resilienz kann dann nicht mehr durch das Verbindungherstellen an sich erreicht werden; der Druck, auch binnendifferenziert seine Qualitäten auf der Reihe zu haben, also die Hausaufgaben zu machen, steigt in der Folge.

Zu den Hausaufgaben 2010 gehört auch die Auseinandersetzung mit den faszinierenden Entwicklungen der Robotik, die ich mit einem eigenen Artikel bereits am Wochenende beglückte: Präzision und Unsichtbarkeit.

Das Durchkämmen trägt uns noch ein kleines wenig weiter. Jay und ich entwickeln den Gedanken einer bremsenden Wirkung, die durch die zunehmende Digitalisierung der Welt verursacht werden könnte. Die Fluchtgeschwindigkeit vom Ist zu Utopia könnte in einer digitaleren Welt höher sein. Hier wirft dann auch Siggi noch mal völlig zurecht ein, dass “Digitalisierung” ein tendenziell eher unterschätztes Szenario ist. Rechercheanstöße mögen hier die Begriffe “Bekenstein Grenze” und “Computronium” sein.

Also, eine bunte Session, wieder mal jenseits der Stundengrenze. Aber noch leicht unterhalb der zeitlichen Ausdehnung der 6. Session.

Präzision und Unsichtbarkeit

Schon seit einigen Jahren verfolgen Siggi und ich die Entwicklungen in der Robotik mit großem Interesse. Auf der technischen Ebene sind wir staunende Laien; unser Beobachtungsschwerpunkt ist vielmehr die Exploration der Prototypen in die manifeste Welt. Wie werden die Phänotypen aussehen, die uns aus der Serienproduktion entschlüpft begrüßen werden? Welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, künstlerischen, militärischen […] Szenarien sind denkbar?

Im Kontext des Wavetank ist dies von besonderem Interesse: Robots haben schon jetzt einen gigantischen Anteil an der Wirtschaftsleistung der Post-Industrie-Gesellschaften. Sie umgeben uns überall. Als Geldautomat, als Assistent für XYZ im Auto, als Waschmaschine oder als der Software-Hardware-Hybrid, mit dem dieser Text geschrieben und gelesen wird. Robots verändern den Arbeitsmarkt, die Anforderungen an das Lernen, das vom konkreten Detailwissen seinen Schwerpunkt zum abstrakten Mustererkennen und -projizieren verschiebt.

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Session 6: Die Kunst des Sehens

Tim und Jay haben mir aus Zeitmangel den Text zur 6. Session aufgebrummt. Wie es das philosophische Hamsterrad so mit sich bringt, ergab sich gerade vorhin eine treffliche, thematische Synchronizität: die morgige Ausgabe des Nachtstudios auf ZDF, insbesondere ab Minute 45 in den Äusserungen von Prof. Kruse.

Während ich in unserem Gespräch mal wieder Finetti mit Dem Sehen in der Mathematik in die Runde warf, um den – wie Kruse meint nachträglich als intuitiv gelabelten – Moment des Erkennens des Neuen zu verorten, weist Kruse auf den durch Unmengen an konsumierter Information herbeigeführten Umschlag in ein Muster hin. An dieser Hürde sind also Schirrmacher und alle Opfer unseres Schulsystems, das vom Detail zum Ganzen drillt zerschellt. 😉 No Frust, no Muster.

Wer – um mal wieder mit Teilhard de Chardin zu sprechen – “wirklich klar sehen will” muss “das tiefe Wollen” an den Puzzletisch mitbringen. Anderfalls enden wir im Nölen übers Detail oder bei ACTA.

Session 5: Beschleunigung durch Metaphern und Geld?

Obwohl ungeplant hat die Session 5 unserer mentalen Freejazz-Runde einen erstaunlichen roten Faden: Zwischen den Zeilen schwebt beständig die Frage, ob es abstrakter kultureller Mittel wie etwa Metaphern und Geld bedarf, um Beschleunigung jenseits von Seitwärtsbewegungen erzielen zu können?

Des Pudels Kern habe ich vor wenigen Stunden zu packen versucht, bin aber sicher, dass es auch hierzu noch einer Vertiefung bedarf. In der Session waren wir deutlich konkreter und haben Siggis Mantra von der “Abstraktion und Parallelität” im ersten Teil auf einen semiotischen Pragmatismus, auf Metaphern und im zweiten Teil (ab Minute 15 etwa) auf die Virtualität des Geldes zu mappen versucht.

J. hingegen erinnert an einen interessanten Punkt, der ebenfalls dringend der Vertiefung bedarf: Nämlich die Frage, ob die Begriffe “Geld”, “Lernen” oder “Arbeit” aus einer kulturellen Perspektive eher assemblierende Funktion haben, als denn funktions-, objekt- oder tätigkeitsdeskriptiv zu sein.

In der Session versprach ich J. Links zu ein paar Videos zum Thema Geld, bisher habe ich dies nicht eingelöst, daher nun hier:
Wie funktioniert Geld? – Teil 1/3
Wie funktioniert Geld? – Teil 2/3
Wie funktioniert Geld? – Teil 3/3

Vom kulturellen Wirkungsquantum

Fortschritt
Wie vermisst man den Fortschritt? Und wie tut man dies, ohne sich von ideologischen Hürden ausbremsen zu lassen? Schon häufiger sind wir im Wavetank und in unseren Sessions (1, 2, 3, 4) über diese Aufgabe gestolpert. Die hier geteilte Grundannahme zur Identifizierung des Fortschritts ist wohl, Reproduzierendes und Reproduziertes auszuschließen; und zwar im Phänotypischen wie auch im Genotypischen; auf jeden Fall aber im Performativen.

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