Zwölf

Unter Berücksichtigung von Evolution und Systemtheorie wird es schwierig zu definieren, was Transhumanismus eigentlich ist. Wenn es eine radikale Form der Evolution ist und systemischen Regeln folgt, gibt es ihn nicht. (Es sei denn, wir definieren den Humanismus als den Transprimatismus.) Sollte der Mensch sich seiner Natur jedoch entledigen können und sollte der Transhumanismus nicht nur eine Transformation der Gestalt sondern auch seiner Kultur sein, dann gibt es ihn doch… 

In beiden Fällen ist es jedoch wichtig, sich gelegentlich darüber zu unterhalten:

Linknachtrag: Air Force 2025, Konzept des Delta TeK

It's the Difference…

… die Möglichkeiten automatischer, extrem komplexer Filter und das Verstehen dieser Filter durch die Gesellschaft wie durch das Individuum oder einer A(G)I könnte die Distinktionsgrade und -möglichkeiten innerhalb einer Gesellschaft so drastisch erhöhen, dass das stetige Wahrnehmen von Differenzen 1. Grades zum Grundrauschen wird; eine Hintergrundstrahlung auf der eine neue Ästhetik Platz finden könnte. Mit dem Betreten der nächsten(?) Kulturepoche könnte damit ein wirklicher evolutionärer Sprung gelingen. Nach der Digitalisierung von einfach allem.

Luhmann und der Anschluß zu X

Für einige Überlegungen in Folge X unsrer verehrten Ästhetischen Gesellschaft ist ein Zitat von Onkel Luhmann hilfreich, das mir seit einiger Zeit – wie im Video von mir angesprochen – nicht aus der Rinde schwindet. Zu finden in Luhmann, Macht, 1975, Seite 14:

… daß bei zunehmender gesellschaftlicher Differenzierung Situationen häufiger werden, in denen trotz so hoher Kontingenz und Spezialisierung Selektionsübertragungen stattfinden müssen, wenn ein erreichtes Entwicklungsniveau gehalten werden soll. In wichtigen Funktionsbereichen stellt sich situative Interessenkongruenz nicht mehr häufig und nicht mehr spezialisiert genug ein, daß damit auszukommen wäre. Dann wird die Entwicklung eines problembezogenen Sonder-Codes für Macht zum Engpaß weiterer Evolution.

Das scheint mir viele Phänomene der Gegenwart recht genau zu beschreiben: Kein Anschluß unter diesem Medium. Die notwendigen Selektionsübertragungen finden in dieser Übergangsphase dank der cambrischen Explosion im Internet immer häufiger keinen Anschluß, der in einer motivierten Selektion Egos mündet. Die Leute hören einfach woanders zu. Verdammt! Wo kommen wir da bloß hin?! In dieser Situation versuchen natürlich alle, die Zugang zu symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien haben (Macht, Geld, Liebe, Recht…) das Brecheisen anzusetzten. Rumms. Komplexitätsreduktion durch den Gummiknüppel oder, wie Mario Adorf im großen Bellheim sagte: “Ich scheiss Dich zu mit meinem Geld!” Den Rest besorgen dann die Rechtsanwälte.

Leider wird dadurch keine weitere Evolution gewährleistet, sondern eher eine Translation mit scheinbarer Systemstabilität. Aber das sagte ich schon vor Jahren in irgendeiner Folge des Elektrischen Reporters. Hat nur niemand richtig zugehört.

Ergänzung zum 9. Geplauder

Mein Entree im vorstehenden Video über das Luhmann-Zitat hat mich zu einer kleinen Ergänzung verleitet, die in meinem Heimgehäuse “…was wyrd” nachzulesen ist. Ich möchte an dieser Stelle auf die Sekunden des Schweigens nach dem Satz “Gegen Komplexität kann man nicht protestieren.” hinweisen, die mich nachträglich etwas irritieren. Ich mache mir Sorgen über meinen Humor.

Distanzmessungen oder der Fall der Medien

Zur zweiten Session der ästhetischen Gesellschaft hat sich in der vergangenen Woche eine kleine Debatte in meinem Blog entfacht, auf die ich auch dort geantwortet habe. Ich nehme u.A. Bezug auf Elena Esposito zur Transparenz der Technik in der medialen Kommunikation.

Es lohnt sich im weiteren Kontext auch zu lesen:

Differenzen stückeln

Mich dünkt einer der Fäden der hiesigen Gespräche – deren Farbe dahingestellt sei – zwirbelt sich mäandernd um die Reduktion von Komplexität in dem Schlamassel, den wir vorläufig aufgehendes 21. Jahrhundert nennen. Instinktiv versuchen wir dabei nicht in Fundamentalismus oder die Apologie überkommener Subsysteme zu verfallen. Aber wie will man den Leap ins Neue schaffen, wenn selbst das entwickeltste Begriffssystem dem verpflichtet ist, was – wie ich vermute – in unserer Zeit insgesamt zur Verhandlung ansteht? Wo entsteht die rettende Paradoxie?

Insofern sind die Gespräche der ästhetischen Gesellschaft auch nur ein weiteres Symptom einer Gesellschaft, der ihr Kontingenzhorizont gerade um die Ohren fliegt. Weitere, weit ärgerlichere Symptome: Schirrmacher, Gaschke, Journalismusdiskussionen, löschen statt sperren, Geld verdienen mit XYZ, Internetausdrucken, AAL, …beliebig erweiterbar.

Ich vermute nun das alles sind Symptome einer tieferliegenderen Krise. Keine ökonomische, ökologische oder lolologische sondern eine der Kommunikation. Wenn nach Luhmann Kommunikation die einzige soziale Operation ist, die Gesellschaft produziert und reproduziert, dann sind natürlich technologische Entwicklungen, die diese Basis beschleunigt unter unseren Füssen umbauen ohne zu überprüfen ob wir sicher stehen, Garant für noch mehr Kontingenz. Unterhaltsam gesprochen.

Dort scheint mir auch einer der Gründe zu liegen, warum die “Ästhetische Gesellschaft” (nicht wegens Schiller, den Adorno einst als “power und patzig” titulierte 😉 ) ästhetische Gesellschaft heissen sollte. Das Thema von Kunst, Ästhetik, Mystik und Weisheit war seit je unbestimmte Komplexität, in deren Pool Sinn allenfalls im Freistil erschwommen werden kann.

Eine Gesellschaft, die höhere Komplexität ausbildet, wird also Formen der Erzeugung und Tolerierung struktureller Unsicherheiten finden müssen. Sie wird sich ihre eigene Autopoiesis gewissermaßen jenseits ihrer Strukturen garantieren müssen…” (Luhmann 1984)

Da fällt mir spontan die Anschlussfrage ein: Weil sonst was???

In Arbeit: Buch zu Google Wave

Crosspost: Ursprünglich auf meinem “Heim”-Blog erschienen – “In Arbeit: Buch zu Google Wave”.

So, jetzt ist er unterschrieben 🙂 Ich habe mit Addison-Wesley einen Vertrag über das Werk “Google Wave (Arbeitstitel)” geschlossen.

Unterstützen werden mich dabei

  • Kerstin Simmer – PR und Kommunikation. Sie wird dafür sorgen, dass das Buch überhaupt zu Stande kommt. Da ich eher der Stichpunkt/Powerpoint-Typ bin und es alleine wohl ewig dauern würde Fließtext zu produzieren, den man für ein Buch nunmal braucht.
  • Martin Klinke – der Techie 😉 – der beste Programmierer, den ich persönlich kenne. Neben Java beherrscht er auch sämtliche andere Programmiersprachen (C#, …) – notfalls lernt er die zu nutzende Sprache halt mal eben schnell. Deshalb war es für mich nur logisch ihn zu fragen, ob er mich bei den Code-Beispielen für das Buch unterstützt.

Die Kollegen vom WaveTank (Siggi Becker, J Martin, Tim Bruysten) werden natürlich auch Einfluß auf das Buch nehmen 🙂
Offizielle Co-Autoren des Buchs sind Kerstin und Martin, da ich von diesen beiden auch die feste Zusage für deren Anteil bekommen konnte.
Weiterhin hoffe ich natürlich auf rege Teilnahme an den Diskussionen rund um Google Wave auf meinem Blog und auf dem WaveTank.

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