Präzision und Unsichtbarkeit

Schon seit einigen Jahren verfolgen Siggi und ich die Entwicklungen in der Robotik mit großem Interesse. Auf der technischen Ebene sind wir staunende Laien; unser Beobachtungsschwerpunkt ist vielmehr die Exploration der Prototypen in die manifeste Welt. Wie werden die Phänotypen aussehen, die uns aus der Serienproduktion entschlüpft begrüßen werden? Welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, künstlerischen, militärischen […] Szenarien sind denkbar?

Im Kontext des Wavetank ist dies von besonderem Interesse: Robots haben schon jetzt einen gigantischen Anteil an der Wirtschaftsleistung der Post-Industrie-Gesellschaften. Sie umgeben uns überall. Als Geldautomat, als Assistent für XYZ im Auto, als Waschmaschine oder als der Software-Hardware-Hybrid, mit dem dieser Text geschrieben und gelesen wird. Robots verändern den Arbeitsmarkt, die Anforderungen an das Lernen, das vom konkreten Detailwissen seinen Schwerpunkt zum abstrakten Mustererkennen und -projizieren verschiebt.

Robots sind, ob sie nun sichtbar oder unsichtbar agieren, als Software- und/oder Hardware, die Schnittstelle zur kybernetischen Gesellschaft (siehe dazu auch: Die Kypernese der Gesellschaft in meinem Blog). Sie helfen uns Reflexionzyklen zu optimieren und zu beschleunigen, sie helfen abstraktere Reflexionen vornehmen  zu können und sie könnten uns unterstützen, das optimale Gleichgewicht zwischen ewigem Gedächtnis und gezieltem Vergessen zu finden. Diesen Dienst können sie für uns als Individuen, wie auch als Unternehmen, Vereine, Parteien oder Gesellschaften leisten.

Nun ist mal wieder ein neues Video aufgetaucht, das unsere Phantasie anregt. Sicherlich ist es noch ein weiter Weg von einer Roboter-Hand bis zu einem humanoiden Freund. Aber die Hand kann ganz für sich allein zahlreiche Arbeitsplätze kosten, kann medizinische Eingriffe präziser machen und gefährliche Aufgaben ohne Gesundheitsrisiko für einen Menschen übernehmen.

Die flächendeckende Einführung einer solchen Hand in der industriellen Fertigung, der Entsorgung, aber auch im Einzelhandel könnte durchaus im Sinne des Artikels “Vom kulturellen Wirkungsquantum” einen Quantensprung darstellen.

Und es ist auch im Kontext Siggis Artikel “Differenzen stückeln” lesenswert, der dort Luhmann (1984) zitiert:

“Eine Gesellschaft, die höhere Komplexität ausbildet, wird also Formen der Erzeugung und Tolerierung struktureller Unsicherheiten finden müssen. Sie wird sich ihre eigene Autopoiesis gewissermaßen jenseits ihrer Strukturen garantieren müssen…”

Zum verwandten Themenkomplex der Software-Bots habe ich mich schon im Artikel “Bot mediated Reality” geäußert (der auf den sehenswerten Vortrag von Daniel Suarez verlinkt) und das Thema mit Siggi und J. in der ersten Session der ästhetischen Gesellschaft vertieft.