Session X: Kein Anschluss unter diesem Medium

Sollte sich nicht eine andere Lebenskultur entwickeln, wenn der Alltag gegen die Thesen und Theorien von Luhmann und seinen Freunden reflektiert wird? Unsere These ist, dass dies passiert. Nur mit systemischer Niedertracht: Nicht über den Bildungsweg. Nicht über die Curricula der Schulen und Universitäten. Sie tun es einfach. “Es” manifestiert sich in den Ritualen und Gesten, in den kommunikativen Prozessen rund um Mittel, Orte und Phänomene (nicht Medien), wie Facebook und Twitter. “Es” manifestieren sich in der Kommunikationskultur des Jahres 2010, welche schon zum Jahre 1980 nicht mehr rückwärtskompatibel ist. Es manifestiert sich in der globalen Timeline.

So gibt es einen Bruch in der Gesellschaft zwischen Jenen, die sich noch selbst in den Regeln der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts zu Hause fühlen. Dass sind jene, die Demonstrationen abhalten (siehe dazu Session 9: “Gegen Komplexität kann man nicht protestieren“). Auch die Schreibtisch-Demonstranten dieser Woche (Hintergründe bei Julius) gehören in die Kategorie derer, die gern gegen Effekte von Systemen protestieren möchten.

Der Bundespräsident trug heute, zur Session-Aufzeichnung von gestern ebenfalls bei. Der WDR berichtete:

“Bundespräsident Wulff will in seiner Amtszeit verstärkt neue Medien wie das Internet nutzen, um mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten.

Wulff sagte bei einer Diskussion mit Informatikstudenten in Potsdam, mit modernen Kommunikationsmitteln ließen sich der gegenseitige Austausch und die Zukunft der Demokratie möglicherweise ein wenig voranbringen. Der Bundespräsident beklagte, dass sich die Bürger von den traditionellen demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten immer mehr abwendeten und am klassischen Meinungsbildungsprozess so nicht mehr teilnehmen wollten. Dies und die wachsende Kritik an den Politikern gefährde die Demokratie ernsthafter als dies im öffentlichen Raum diskutiert werde.”

Drei einfache Beispiele, die die These erlauben, dass ein Teil der Gesellschaft sich auf systemischer Ebene abgekoppelt hat. Eine Randgruppe, zu der der Bundespräsident und altmodische Verlage gehören? Vielleicht. Jedenfalls ein starkes Indiz dafür, wie sozial Technologie ist.

Diese Schlachtfelder und ihre Überflüssigkeit offenbaren jedoch, wie sehr uns wirkliche Utopien fehlen.

Siehe auch:

Fragen an die offene Gesellschaft

Wirken bei rein intrasystemischen, in ihren Abstraktionsgraden transparenten und in Realzeit stattfindenden, autopoetischen Beobachtungsprozessen evolutionäre Kräfte, die, gibt man ihnen die Macht der Masse, exponentiell beschleunigend wirken? Wenn aber ein neues System entsteht, dass bisher extrasystemische Wechselwirkungen assimiliert, welche Rolle spielt dann noch Macht und wieweit ist Beschleunigung überhaupt dann noch ein beeinflussbarer Faktor?

Ja, wieweit ist Beschleunigung überhaupt sichtbar, wenn der Druckausgleich zwischen Systemen von den Protagonisten, die mit einem Fuß in einem “lokalen” und mit dem anderen in einem abstrakten “Metasystem” stehen, nicht mehr als bedrohlich gesehen wird, weil sie Stand- und Spielbein beliebig wechseln können?

Schließlich: Ist die nächste Generation sozialer Netzwerke eine, die Resilienz dieser Ordnung als Werkzeug für ihre Mitglieder, oder (nur) für ihre Betreiber zugänglich macht?

Siehe auch:

und:

Forderung einer ästhetischen Feldtheorie dynamischer Netze

Zunächst eine Vorwarnung. Der Gedanke dieses Artikels ist, wie vieles im Wavetank, maximal eine Beta-Version, ein Versuch, ein Experiment. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, ist herzlich eingeladen in die Diskussion einzugreifen und zur Fortentwicklung oder zur Beerdigung beizutragen.

Wozu dient dies? Dies ist bei weitem kein Versuch eine Theorie sozialer Interaktion oder soziologischer Phänomene zu verfassen. Dieser Versuch beschränkt seinen Blickwinkel auf die wahrnehmbaren Effekte kommunikativer Prozesse (in einer hochvernetzten Welt). Er kratzt dabei an systemischen Effekten die zu Formen von Ungleichheit und damit zu Machtpotentialen führen. Primäres Ziel ist jedoch im Kontext des Potentials der instantanen Hochvernetzung einen Diskurs über eine Beschreibungssprache zu beginnen.

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