Meta-pher

Nach dem J. vor einigen Jahren das Thema aus einer sprachanalytischen und politischen Sicht auseinander klamüsert hat, habe ich aus aktuellem Anlass eine sehr viel knappere, eher medientheoretische Zusammenfassung verfasst, die, der Vollständigkeit halber, hier wiedergegeben sei.

Ist das Internet ein Raum?
[… ] wir sind uns einig, dass die “Kanal-Metapher” untauglich ist; doch ploppt in mehreren (großen) deutschen Medienhäusern nun plötzlich die Raum-Metapher wieder auf. Diese greift auf der einen Seite zu kurz und ist auf der anderen Seite – die dann wieder politisch ist – zudem gefährlich… Am Ende wird es dann utopisch.

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Drölftens.

In der drölften Session der Ästhetischen Gesellschaft steht die Resilienz von Netzwerken gegen deren Fluidität in Frage. Ob es wohl eine übergeordnete, gar memetische Struktur gibt, die durch Netzwerke genährt wird? Die Last Poets einer residenten zivilisatorischen Charakteristik dürften in diesem Fall von jeder allgemein-agilen Kommunikationsästhetik in Angst und Schrecken versetzt werden. Ausweg? Beschleunigung! Aber seht selbst…

Diskurskratie vs. Utopiekratie

Als homo sapiens sapiens sollte man die Evolution lieber nicht doof finden; nur hat ebendiese nicht die Eigenschaft, Halt zu machen, wenn es Vertretern ebenselber Gattung zu bunt wird. Weder zögert sie temporal noch spatial. Sie ist eine grundlegende Eigenschaft von Systemen. Zum Leidwesen zahlreicher Branchen ist die vom homo sapiens sapiens hervorgebrachte Technologie aber auch ein System. Ebenso wie seine Kommunikation. Damit entziehen sich diese drei Begriffe einer allgemeinen Kontrolle. Zwar kann im einzelnen intrasystemisch reguliert oder beeinflusst werden (siehe z.B. “Framing” in diesem Video), die Entwicklung des Ganzen geschieht jedoch ohne das Zutun einzelner Protagonisten.

In diesem Sinne ist gestern mancherorts eine Diskussion und andernorts ein Diskurs entbrannt. Es wäre dem System Hypertext wie der Intelligenz der Leser des Wavetanks nicht angemessen, die Argumente von dem einen wie dem anderen Ort hier zu repetieren. Es geht vielmehr um das Leitthema, des Verlassens der Postmoderne: Die Medienrevolution. (Die Ästhetische Gesellschaft hat dieses Thema ebenfalls mehrfach erörtert.)

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Fragen an die offene Gesellschaft

Wirken bei rein intrasystemischen, in ihren Abstraktionsgraden transparenten und in Realzeit stattfindenden, autopoetischen Beobachtungsprozessen evolutionäre Kräfte, die, gibt man ihnen die Macht der Masse, exponentiell beschleunigend wirken? Wenn aber ein neues System entsteht, dass bisher extrasystemische Wechselwirkungen assimiliert, welche Rolle spielt dann noch Macht und wieweit ist Beschleunigung überhaupt dann noch ein beeinflussbarer Faktor?

Ja, wieweit ist Beschleunigung überhaupt sichtbar, wenn der Druckausgleich zwischen Systemen von den Protagonisten, die mit einem Fuß in einem “lokalen” und mit dem anderen in einem abstrakten “Metasystem” stehen, nicht mehr als bedrohlich gesehen wird, weil sie Stand- und Spielbein beliebig wechseln können?

Schließlich: Ist die nächste Generation sozialer Netzwerke eine, die Resilienz dieser Ordnung als Werkzeug für ihre Mitglieder, oder (nur) für ihre Betreiber zugänglich macht?

Siehe auch:

und:

Session 9: The Lost Episode

Im Laufe diesen Sommers; auf Siggi’s Dachterrasse trafen wir uns, Luhmann und die Komplexität. Die replikativen Bits weilten einige Wochen auf einer #SmartCard, was zu spannenden visuellen und akkustischen Reizen führt. MTV wäre in den 80gern sicher stolz darauf gewesen; wir verweisen derweil einfach darauf, dass es eigentlich auch egal ist.

Die Episode schließt – auch wenn uns dies erst später auffiel – an meinen Post zur Dekohärenz sozialer Systeme an. Ansonsten: Macht, Ungleichverteilung, Restauration und die Borg. Siggi verspricht gerade ein ausführliches Addendum. Morgen.

Nachtrag: Ergänzung zum 9. Geplauder

Session 8: Der Mensch im Netzwerk

Siggi goes wild – und beginnt die Session mit einer Referenz auf das diesjährige Bilderberg-Treffen: Interessanter Weise war bei diesem Treffen auch Peter Thiel eingeladen, was vermuten lässt, dass der durchaus exklusive Macht-Club der Bilderberger dessen Themen auf der Agenda hat.

Die “Beschleunigung der Beschleunigung” ist der zentrale rote Faden, den man bei der Außenbetrachtung von Peter Thiels Lebenslauf deutlich schimmern sieht. Mit ganz konkreten Auswirkungen. Ob dies nun die aktive Förderung von Aubrey de Grey, das Investment in Facebook (Thiel hält 7%) oder die Gründung des Singularity Summits ist.

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PR, Netzwerken und Propaganda unter den Bedingungen des 21. Jhds

In den 80er und 90er Jahren wurde in Management-Seminaren und solchen, die sich dafür hielten, davon gesprochen, welche Macht im Netzwerken steckt. Nun, 2010 netzwerkt irgendwie jeder, zumindest einige hundert Millionen Menschen und dies mit exzessivem Einsatz von Hochtechnologie. Dies ist möglich, da selbige im Sinne Espositos “transparent” geworden ist.

In einer Gesellschaft, in der das Netzwerken zum täglichen Brot gehört, kann es nicht mehr ein Werkzeug zur Machterlangung sein. Oder? Beschleunigt man das Netzwerken linear, so könnte durch die kontinuierliche Verbesserung der Qualität der Netzwerke nach wie vor ein Wettbewerbsvorteil zu erreichen sein. In exponentiell beschleunigten Systemen oder allein schon dann, wenn der Vergleich der Qualität der Knotenpunkte nur eine sehr kleine Schwelle darstellt, dürften die Kosten die notwendig sind, einen signifikanten Abstand zur Masse herzustellen, jedoch ebenfalls exponentiell steigen.

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Complexity & Processity

Der letzte Artikel hier im Wavetank von Dr. J., “The Wave, Buzz, Facebook, and Everything“, mäkelt an den Vielzahl der Quellen, dem Rauschen in den Kanälen und der Redundanz der Informationen auf den Kanälen herum. Das J. dabei nicht schirrmachert weiß jeder, der auch nur kurz in die Ästhetische Gesellschaft hereingeblickt hat.

Wichtig ist, die notwendige Reflexionshöhe einzunehmen. Daher 3x ein ganz einfaches Ja:

  • Ja, wir leben in einer Zeit des Wandels und müssen mit uns selbst wie mit unserer Umwelt geduldig sein
  • Ja, wir leben in einer beschleunigten Zeit und müssen uns daher gelegentlich anschnallen
  • Ja, wir leben in einer Zeit der Abstraktion und müssen das Lernen von den Fakten auf die Methoden verlagern

Das Sehnen aus J.’s Artikel ist mehr als verständlich; und dem Motto dieses Blogs folgend, ist es als ein notwendiger Schmerz zur Beschleunigung aus dieser merkwürdigen Watte-Zeit heraus. Einer Zeit, in der die Gesellschaft selbst zerrissen scheint zwischen müder Restauration und gewagter Utopie; in der diese beiden aber zugleich merkwürdig abstrakt und unfassbar sind. Spürbar sind sie, aber was genau ist denn damit gemeint?

Das Vorstehende soll für dieses Mal eine rhetorische Frage bleiben; da ich hier auf einer anderen Ebene konkretisieren möchte:

Was könnte denn eine Kulturtechnik sein, mit deren Hilfe wir in das folgende Zeitalter schreiten können? Das Zeitalter voller neuer Technologien, die jede für sich grundsätzliche Fragen auf absoluter Höhe stellt (nur zur Erinnerung: Nano-Assembling, Bio-Assembling, Gentechnik, (Nano-)Robotik, Computing und Informationstechnologie).

In einem anderen Zeitalter hätte man vermutlich den Term der Werte gesucht; wenn die Welt jedoch digital wird und die oben erwähnten Technologien durchschlagen, könnte die Kulturtechnik des Wertekonsens zu kurz greifen.

Ein Ansatz, der gelegentlich schon durch die Ästhetische Gesellschaft waberte, scheint mir das Üben des richtigen Maßstabes zu sein; Dinge von ganz nah und gleichzeitig von ganz fern betrachten zu können. Ein schneller Tanz der Gedanken, der Inspiration und der Erfahrung: Skalierung in der Betrachtung und im Betrachteten. (siehe auch: Vom kulturellen Wirkungsquantum)

So wie wir heute ein Bauchgefühl für den richtigen Ton, das Duzen oder Siezen, für Smalltalk und Eskalation, für Tischmanieren, die Unschuldsvermutung und 1000 andere Gesten entwickelt haben um in der Gesellschaft der sozialen Marktwirtschaft miteinander leben zu können, so ist es notwendig, eine ebenso tiefe Geste zu etablieren, die den skizzierten Anforderungen gerecht wird.

Zu wissen, wann das Verstehen das Sehen von Atomen erfordert; wann es des übergeordneten Musters bedarf. Selbstverständlich ist dies nicht binär, sondern ein Übergang.

Guckt man nun hier mit der Metabrille; so muss eine Gesellschaft des “Flux”, die von den Vorteilen der technologischen Beschleunigung profitieren will, auf der Seite des Fortschritts die Komplexität umarmen. Muss eben jene Skalierungsübung immer wieder vollziehen, solange bis der Fokus scharf ist und sich dann, auf der Seite der Integration, beständig auf die Feinjustierung gesellschaftlicher Prozesse verständigen.

Das Lösen von der Ebene der Informationsatome ist dabei ebenso selbstverständlich wie auch überflüssig. Die Entitäten des Wissens werden allgegenwärtig zur Verfügung stehen. In einer wirklich digitalisierten Gesellschaft noch um Größenordnungen intensiver als heute. Verloren der, der sich nicht auf das Erkennen von Mustern versteht. (Update: Noch verlorener der, der bisher seine Wertschöpfung mit der Vermittlung von Fakten erwirtschaftete und nun die Ebene der Muster nicht versteht. Siehe auch: Die Kybernese der Gesellschaft)

Die Abstraktionsebene kennt natürlich das Mittel und den Phänotyp des Beispiels; was aber nichts vom Paradigma des Zugangs durch das Muster abziehen kann.

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weitere Leseempfehlungen im Kontext:

Session 7: Epiphifzen und digitale Schwerkraft

Können die gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen des technologischen Fortschritts so hochfrequent sein, dass die Dauer einer Legislaturperiode nach unten korrigiert werden muss? Ist ein Mandat an die verfügbaren und kommunizierten Mittel des Mandatierungszeitpunktes gebunden?

Nachdem Siggi seiner Aufregung über Rorty Luft gemacht hat, kommen wir auf den obigen Trichter (siehe zu dem Trichter auch bei Siggi: “Maßstab“) nach dem Durchkämmen des Thrashold ;-), den Facebook mit seinem globalen iLike-IT Button in die Welt kippt. Differenzierung und Resilienz kann dann nicht mehr durch das Verbindungherstellen an sich erreicht werden; der Druck, auch binnendifferenziert seine Qualitäten auf der Reihe zu haben, also die Hausaufgaben zu machen, steigt in der Folge.

Zu den Hausaufgaben 2010 gehört auch die Auseinandersetzung mit den faszinierenden Entwicklungen der Robotik, die ich mit einem eigenen Artikel bereits am Wochenende beglückte: Präzision und Unsichtbarkeit.

Das Durchkämmen trägt uns noch ein kleines wenig weiter. Jay und ich entwickeln den Gedanken einer bremsenden Wirkung, die durch die zunehmende Digitalisierung der Welt verursacht werden könnte. Die Fluchtgeschwindigkeit vom Ist zu Utopia könnte in einer digitaleren Welt höher sein. Hier wirft dann auch Siggi noch mal völlig zurecht ein, dass “Digitalisierung” ein tendenziell eher unterschätztes Szenario ist. Rechercheanstöße mögen hier die Begriffe “Bekenstein Grenze” und “Computronium” sein.

Also, eine bunte Session, wieder mal jenseits der Stundengrenze. Aber noch leicht unterhalb der zeitlichen Ausdehnung der 6. Session.

Vom kulturellen Wirkungsquantum

Fortschritt
Wie vermisst man den Fortschritt? Und wie tut man dies, ohne sich von ideologischen Hürden ausbremsen zu lassen? Schon häufiger sind wir im Wavetank und in unseren Sessions (1, 2, 3, 4) über diese Aufgabe gestolpert. Die hier geteilte Grundannahme zur Identifizierung des Fortschritts ist wohl, Reproduzierendes und Reproduziertes auszuschließen; und zwar im Phänotypischen wie auch im Genotypischen; auf jeden Fall aber im Performativen.

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