Der Ort, die Zeit

Messen, Kongresse, Konzerte, Parteitage, Events (…) haben implizit einen neuen Anspruch übergestülpt bekommen. Wer Vernetzung und Kommunikationstechnologie ernst nimmt, sollte im Zeitalter des Internets einen guten Grund haben, jemanden vor Ort zu bitten. Der Transfer von Informationen, oder performative Redundanz hatten sicherlich in vergangenen Epochen ihre gesunde Berechtigung, sich in lokalen Veranstaltungen zu manifestieren. 2010 jedoch sind sie schlicht eine Zumutung. Oder?

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Präzision und Unsichtbarkeit

Schon seit einigen Jahren verfolgen Siggi und ich die Entwicklungen in der Robotik mit großem Interesse. Auf der technischen Ebene sind wir staunende Laien; unser Beobachtungsschwerpunkt ist vielmehr die Exploration der Prototypen in die manifeste Welt. Wie werden die Phänotypen aussehen, die uns aus der Serienproduktion entschlüpft begrüßen werden? Welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, künstlerischen, militärischen […] Szenarien sind denkbar?

Im Kontext des Wavetank ist dies von besonderem Interesse: Robots haben schon jetzt einen gigantischen Anteil an der Wirtschaftsleistung der Post-Industrie-Gesellschaften. Sie umgeben uns überall. Als Geldautomat, als Assistent für XYZ im Auto, als Waschmaschine oder als der Software-Hardware-Hybrid, mit dem dieser Text geschrieben und gelesen wird. Robots verändern den Arbeitsmarkt, die Anforderungen an das Lernen, das vom konkreten Detailwissen seinen Schwerpunkt zum abstrakten Mustererkennen und -projizieren verschiebt.

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Session 6: Die Kunst des Sehens

Tim und Jay haben mir aus Zeitmangel den Text zur 6. Session aufgebrummt. Wie es das philosophische Hamsterrad so mit sich bringt, ergab sich gerade vorhin eine treffliche, thematische Synchronizität: die morgige Ausgabe des Nachtstudios auf ZDF, insbesondere ab Minute 45 in den Äusserungen von Prof. Kruse.

Während ich in unserem Gespräch mal wieder Finetti mit Dem Sehen in der Mathematik in die Runde warf, um den – wie Kruse meint nachträglich als intuitiv gelabelten – Moment des Erkennens des Neuen zu verorten, weist Kruse auf den durch Unmengen an konsumierter Information herbeigeführten Umschlag in ein Muster hin. An dieser Hürde sind also Schirrmacher und alle Opfer unseres Schulsystems, das vom Detail zum Ganzen drillt zerschellt. 😉 No Frust, no Muster.

Wer – um mal wieder mit Teilhard de Chardin zu sprechen – “wirklich klar sehen will” muss “das tiefe Wollen” an den Puzzletisch mitbringen. Anderfalls enden wir im Nölen übers Detail oder bei ACTA.

Distanzmessungen oder der Fall der Medien

Zur zweiten Session der ästhetischen Gesellschaft hat sich in der vergangenen Woche eine kleine Debatte in meinem Blog entfacht, auf die ich auch dort geantwortet habe. Ich nehme u.A. Bezug auf Elena Esposito zur Transparenz der Technik in der medialen Kommunikation.

Es lohnt sich im weiteren Kontext auch zu lesen:

Just say NO

Das Leitmotiv vieler gegenwärtiger politischer, wirschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse scheint mir ein Nein zum Nein zu sein. Unter diesen Bedingungen ist die Flucht in die scheinbare Sicherheit von Trends nichts als der Ausdruck der Mutlosigkeit zur Utopie. Nur wo die phantastische Negation eines Bestehenden ihren mutigen Ausdruck in der Vision einer Utopie findet, können auch Kulturformen des Übergangs (Luhmann) gefunden werden um die explodierende CO-ntingenz auf bearbeitbaren Boden zu reduzieren. Nur so könnten statt im Kern lächerlicher futuristischer Kürvchen, Bilder von Zukünften formuliert werden, die genügend CO-nsens erzeugen, damit Organisationen Formen finden, die ihnen ermöglichen genügend Selbstähnlichkeit aufrechtzuerhalten, ohne die notwendigen Transformationen in Katastrophen oder Dystopien enden zu lassen. Zuviel Ernst produziert in dieser Lage nur eventuell tödliche Denkverbote.

Die ästhetische Gesellschaft – Session Three

Der dritte – und aus Versehen merkwürdig kurze – Session der ästhetischen Gesellschaft beginnt mit der Debatte über meinen Versuch zu einer Pragmatik der ästhetisch-dynamischen Felder und endet in einer Zuspitzung dynamischer Gesellschaften… Klingt schlimmer, als es ist 😉

Die Ästhetische Gesellschaft – Session.One

Der Start eines neuen Projektes des Wavetanks: Die Ästhetische Gesellschaft. Wir nehmen uns die Zukunft vor und breiten sie in der Gegenwart aus.

Ausgangspunkt der ersten Session ist zunächst die Feststellung, ob nicht die exorbitante Zunahme an Software-Bots und digitalen Agenten schon allein zu einer neuen Gesellschaftsform führen muss.

Und auch, ob nicht im Sinne der Ästhetik Schillers, dies eine “Ästhetische Gesellschaft” sein muss.

Zum Hintergrund gibt es einen Artikel im Wavetank: Bot-mediated Reality